Deine eigenen Bedürfnisse erkennen, bedeutet deine beste Freundin werden
Erfahrungen und Gedanken zum Thema eigene Bedürfnisse erkennen und sich dieser annehmen – und was das mit der besten Freund*in zu tun hat.
Gesundheit bedeutet, dass es uns gut geht auf körperlicher, emotionaler und geistiger Ebene. Wir fühlen uns lebendig, verbunden und ausgeglichen. Erkennen und kümmern wir uns gut um unsere eigenen Bedürfnisse, und damit um unser Wohlbefinden, geht es uns gut und wir empfinden eine gute Lebensqualität. Gerät einer unserer Lebensbereiche wie Arbeit, Beziehungen, Finanzen ins Ungleichgewicht, wirkt sich das früher oder später auf unser Wohlbefinden aus.
Mit einer Kundin hatte ich ein Gespräch über Gesundheit. Sie erklärte mir den Unterschied zwischen Pathogenese und Salutogenese: Pathogenese beschäftigt sich mit der Entstehung und Entwicklung einer Krankheit. Salutogenese beschäftigt sich mit der Entstehung und Erhaltung von Gesundheit.
In unserer Gesellschaft setzen wir uns vor allem mit der Behandlung und der Prävention von Krankheiten auseinander. Das finde ich interessant, denn ist das nicht etwas einseitig? Wo bleibt da die Förderung von Gesundheit?
Wenn die eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund geraten
Lange habe ich meiner Arbeit ganz selbstverständlich zu viel Bedeutung zugesprochen. Dabei sind irgendwann grundsätzliche Bedürfnisse und deren Fürsorge in den Hintergrund geraten.
Ich dachte auch, ich bin mir meiner Bedürfnisse gut bewusst. Doch musste ich feststellen, dass ich es mit deren Fürsorge nicht immer so ernst nahm, sie oft ignorierte und erst viel später wirklich wahrnahm. Das waren ganz alltägliche Bedürfnisse wie Hunger, den ich hintenanstellte und weiterarbeitete bis ich nicht mehr klar denken konnte. Aber auch Gefühle wie Stress, Überwältigung oder Unwohlsein waren keine Unbekannten.
Ich machte es mir zur Aufgabe diese Gefühle als angemessen anzusehen, frühzeitig wahrzunehmen und entsprechend zu reagieren. Denn sie sind wichtig und zeigen mir, was ich gerade wirklich brauche.
Ein Beispiel die eigenen Bedürfnisse zu erkennen
In einer Sache hatte ich mich für einen bestimmten Weg entschieden, der sich zu diesem Zeitpunkt passend anfühlte. Doch in einem späteren Gespräch tauschte ich mich mit meinem Gegenüber über diesen Weg aus und plötzlich kam bei mir ein ungutes Gefühl auf.
Ich musste mir ehrlich eingestehen, dass ich mich mit meiner Entscheidung nicht mehr so wohl fühlte wie ich dachte und mir doch noch einen alternativen Weg genauer anschauen wollte.
Das habe ich getan. Auch wenn das erst mal unangenehm war, einiges durcheinander brachte und ich in diesem Zusammenhang meinem Gegenüber nun leider im Nachhinein noch eine Absage erteilen musste. Doch ich spürte, dass dieser alternative Weg viel besser zu mir passte, mehr mir selbst entsprach – und darum ging es in erster Linie wirklich.
Außerdem durfte ich lernen, wenn ich meinem Gefühl vertraue, die Dinge offen und ehrlich anspreche, erfahre ich viel Verständnis statt befürchteter Ablehnung.
Wie habe ich das gemacht?
Ich habe offen und ehrlich kommuniziert, dass ich plötzlich dieses ungute Gefühl habe und das Bedürfnis mir noch einen alternativen Weg anzuschauen. Außerdem habe ich mich für die Begleitung bis dahin und den wertvollen Austausch bedankt.
Lasst uns aufhören anderen gefallen zu
Wir tun niemandem einen Gefallen, wenn wir unsere Bedürfnisse unterdrücken – am wenigsten uns selbst. Wir machen uns nur unglücklich, und das dehnt sich aus. Wir verlieren das Gefühl für unsere Intuition bis wir uns nicht mehr auf unser Bauchgefühl verlassen können. Wenn wir noch nicht einmal unsere eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und anerkennen, wird es gleichzeitig immer mühsamer ein offenes Ohr und Verständnis für die unserer Liebsten zu haben.
Die Erwartungen und Bedürfnisse anderer an erster Stelle zu setzen, nur um zu gefallen, niemanden zu verärgern oder zuverlässig zu erscheinen, ist toxisch – bringt uns auf Dauer in gesundheitliche Gefahr und unterdrückt unser wahrhaftiges, stimmiges Ich. Lasst es uns versuchen endlich damit aufzuhören.
Es braucht die innere Balance von Körper, Emotionen und Geist, die uns unsere Bestimmung verwirklichen lässt anstatt uns einfach treiben zu lassen. Oder wie ich das gerne nenne, unser Leben und Arbeiten auf die eigene Art zu gestalten. Wenn wir allen drei Ebenen ihren Raum geben, können wir uns entfalten und Sinn erfahren.
Die eigenen Bedürfnisse erkennen – was bedeutet das in der Praxis?
Es geht darum zu fühlen, was wir uns von Herzen wünschen. Nicht um rein rationale Entscheidungen für Beruf, Beziehungen, Lebensstil. Auf die Intuition zu hören, der inneren Stimme Gehör zu schenken, was für uns richtig und wichtig ist. Regelmäßig in der Stille.
Es geht darum unseren Geist mit Ideen und Gedanken anzuregen, um immer wieder neue Wege und Möglichkeiten zu sehen, um zu wachsen, uns zu entfalten.
Es geht darum unseren Körper zu spüren, zu versorgen und zu bewegen. Ihm genauso Ruhe zu geben, um uns lebendig zu fühlen.
Das geht mit einer ersten Entscheidung einher. Der Entscheidung die eigenen Bedürfnisse anzuerkennen. Diese zu erkennen, zu akzeptieren und ernst zu nehmen.
Sich selbst die beste Freund*in werden
Dieser Prozess ist anstrengend, aber auch überraschend. Denn ich sage Menschen plötzlich, dass ich Dinge nicht mehr möchte, die vorher selbstverständlich waren. Manchmal stoße ich sie damit vor den Kopf, immer öfter erfahre ich Verständnis und Zustimmung. In jedem Fall lohnt sich diese Arbeit.
Die Fairness, die wir so völlig selbstverständlich anderen gegenüber leben, auch uns selbst gegenüber zu zeigen – das bedeutet, uns selbst die beste Freund*in zu werden. Die eigene Unvollkommenheit zu akzeptieren, sich mitfühlend, das heißt fair, freundlich und sanft zu behandeln – uns als wertvolles menschliches Wesen anzunehmen so wie wir sind.
Es kann helfen die Perspektive der besten Freundin einzunehmen, um zu lernen für sich selbst diese Person zu werden. Mit sich selbst zu sprechen wie wir mit unserer besten Freundin sprechen würden, uns zu akzeptieren wie wir sie akzeptieren. Denn wir kümmern uns um das, was wir lieben und was wir lieben, darum kümmern wir uns.
Das ist die Basis für ein selbstwirksames Ich, für ein stimmiges Leben. Um unser Leben und Arbeiten auf die eigene Art zu gestalten. Für die Lebensqualität, für die Veränderung, die wir uns wünschen in der Welt und im Miteinander.
Was brauchst du wirklich? Was darfst du verlernen?
Welche deiner Bedürfnisse erkennst du, die an erster Stelle stehen dürfen?
Wie gehst du mit deiner besten Freund*in um?
Was nimmst du für dich mit? Teile gerne deine Gedanken in den Kommentaren – ich freu mich auf den Austausch.